Schweriner Volkszeitung vom 16. August 2007
 

RATGEBER

Ab 40 regelmäßig zum Augenarzt

Experten beantworten Fragen zu Glaukom und Makuladegeneration

Großes Interesse fand unsere gestrige Telefonaktion zu den beiden chronischen Augenerkrankungen Glaukom und Makuladegeneration, die vom Deutschen Grünen Kreuz und der Initiative Auge e. V. unterstützt wurde. Am häufigsten erkundigten sich die Anruferinnen und Anrufer bei den Medizinern Dr. Michael Kärn und Dr. Klaus Mayer nach erfolgversprechenden Behandlungsmethoden. Die wichtigsten Fragen und Antworten haben wir nachfolgend zusammengefasst.

Am Lesertelefon: Dr. Michael Kärn und Dr. Klaus Mayer


Wie merke ich, ob ich an einem Grünen Star leide?
Leider merken Sie davon lange Zeit meist überhaupt nichts. Irgendwann einmal fällt Ihnen vielleicht auf, dass Sie mit dem Bein an einen Stuhl oder Tisch gestoßen sind, den Sie gar nicht wahrgenommen haben. Beim Grünen Star verschwindet nämlich zuerst der Rand des Gesichtsfeldes. Dann sind die Krankheit aber schon sehr weit fortgeschritten und die Schäden am Sehnerveii bereits beträchtlich. Vorsorgen können Sie nur durch die rechtzeitige Glaukom-Früherkennungsuntersuchung beim Augenarzt.

Welches ist der richtige Zeitpunkt für die Glaukom-Früherkennungsuntersuchung?

Beim Grünen Star kommt es ganz entscheidend darauf an, dass er so früh wie möglich erkannt und richtig behandelt wird. Spätestens ab dem 40. Lebensjahr sollte deshalb jeder einmal jährlich eine GlaukomFrüherkennungsuntersuchung vom Augenarzt vornehmen lassen. Nur durch diesen kurzen und schmerzlosen Test erhält man eindeutigen Aufschluss darüber, wie es um die eigenen Augen bestellt ist.
Anders als beim Augenoptiker misst der Augenarzt nicht nur den Augeninnendruck, sondern kontrolliert auch den Augenhintergrund und den Sehnervenkopf. Wichtig ist dies vor allem für Menschen, deren Sehnerv besonders empfindlich ist, so dass er bereits bei einem an und für sich normalen Augeninnendruck schwer geschädigt sein kann. Dieses so genannte Normaldruck-Glaukom, das bei bis zu 50 Prozent der Glaukomkranken vorliegt, wird sonst bei einer einfachen Messung des Augendrucks häufig übersehen.

Ist das richtig, dass die Glaukom-Früherkennung privat bezahlt werden muss?

Das ist richtig. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen schon seit einigen Jahren die Kosten für diese Untersuchung nicht mehr. Andererseits sollten die zirka 20 Euro kein Grund sein, auf diese wichtige Vorsorgemaßnahme zu verzichten. Dafür ist das Augenlicht einfach zu wertvoll.

Gibt es Risikofaktoren für den Grünen Star?

Grundsätzlich ist kein Mensch davor gefeit, am Grünen Star zu erkranken. Von bestimmten Faktoren weiß man aber, dass sie das Risiko für ein Glaukom deutlich erhöhen: Das Alter: Nach überschreiten des 40. Lebensjahres steigt die Häufigkeit des Glaukoms. Die Vererbung: Vieles spricht dafür, dass die Veranlagung für ein Glaukom vererbt wird. Gibt es in der Familie schon einen Glaukomfall, sollte man besonders wachsam sein. Andere Erkrankungen: Zuckerkranke oder kurzsichtige Menschen sind beispielsweise überdurchschnittlich gefährdet.

Mein Augeninnendruck ist nur leicht erhöht. Stimmt es, dass ich noch keine Augentropfen brauche?

Wenn der Augeninnendruck nur geringfügig über den Normalwerten liegt und die Untersuchung des Sehnervs und des Gesichtsfeldes ergeben, dass alles in Ordnung ist, benötigen Sie noch keine Behandlung. Sie sollten aber regelmäßig zur Kontrolle gehen.

Bei mir wurde vor einem halben Jahr der Grüne Star entdeckt, seitdem bekomme ich Augentropfen. Wie lange muss ich die nehmen?

Der Grüne Star ist eine chronische Erkrankung. Das heißt, Sie müssen die Tropfen sehr wahrscheinlich lebenslang verwenden. Mit den Tropfen soll der Druck im Auge wieder auf ein unschädliches Maß gesenkt werden. In der Regel klappt das sehr gut, wobei der Erfolg der Therapie regelmäßig kontrolliert werden muss. In einigen Fällen kann auch eine Operation helfen. Häufig muss aber auch danach noch weiter getropft werden.

ich bin schon seit 15 Jahren Glaukom-Patientin. Dreimal täglich muss ich seither Augentropfen nehmen. Auf die Dauer ist das sehr lästig, und manchmal habe ich sie deswegen auch schon ganz weggelassen. Ich habe jetzt gehört, dass es auch einfacher geht, stimmt das?

Über dieses Problem klagen viele Glaukom-Patienten. In der Tat gibt es schon seit einigen Jahren modernere Glaukom-Medikamente, die den Druck wirkungsvoll oder sogar noch besser senken. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Auf keinen Fall sollten Sie aber ihre Tropfen ganz weglassen, denn das kann dazu führen, dass die Krankheit weiter fortschreitet.

Meine Augenärztin hat mir eine neue Untersuchungsmethode empfohlen, die mit Laserlicht funktionieren soll. Lohnt sich das?

Sehr wahrscheinlich meint Ihre Ärztin damit die so genannte Retinatomographie (HRT). Bei diesem Verfahren wird die Netzhaut und der Sehnervenkopf mit einem Laserstrahl abgetastet. Das ergibt ein sehr genaues, dreidimensionales Bild des Augenhintergrundes, mit dem der Arzt seine Diagnose eindeutiger stellen kann. Vorteilhaft ist die Methode aber insbesondere auch für die Therapiekontrolle, denn anhand der Fotos kann der Arzt beobachten, ob die verordneten Medikamente auch den Erfolg bringen, den man sich erhoffte. Die Retinatomographie bedeutet also mehr Sicherheit für Patient und Arzt. Die Untersuchung muss allerdings privat bezahlt werden, und nicht jeder Augenarzt verfügt über ein solches Gerät. Meist muss man dazu in ein spezielles Augendiagnostikcenter (ADC) oder eine Augenklinik gehen.

Mein Augenarzt hat bei mir eine trockene Makuladegeneration festgestellt und mir Vitamin-Präparate empfohlen. Was halten Sie davon?

Bei der Makuladegeneration unterscheidet man zwei Formen, die trockene und die feuchte. Die trockene Form ist häufiger und schreitet normalerweise sehr langsam voran. Ursache sind Ablagerungen auf der Netzhaut des Auges. Wirkungsvolle Therapien gibt es dafür leider noch nicht. Durch spezielle Vitamin-Präparate, die vor allem Lutein und Zeaxanthin enthalten, hofft man aber, der Krankheit vorzubeugen oder sie zu verzögern. Das könnte zumindest eine Chance sein, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

Wie äußert sich die altersabhängige Makuladegeneration ?

Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) verursacht keine Schmerzen. Letztlich nimmt man die Erkrankung erst dann wahr, wenn bestimmte Ausfälle im Gesichtsfeld nicht mehr"übersehbar" sind. Betroffen ist bei der AMD ausgerechnet der Bereich des schärfsten Sehens auf der Netzhaut, eben die Makula (auch Gelber Fleck genannt). Ein großer schwarzer Fleck im Zentrum des Blickfeldes macht Alltagsbeschäftigungen wie Lesen, Fernsehen, Autofahren praktisch unmöglich.
Erste Anzeichen für eine AMD können sein: Gerade Linien erscheinen krumm oder gebogen, Buchstaben verschwimmen, Farben werden schwächer, Flecken tauchen auf und breiten sich aus, bis sie das ganze zentrale Gesichtsfeld ausfüllen. Sehr oft ist die Erkrankung in einem Auge schon weit fortgeschritten, wird aber erst bemerkt, wenn auch das zweite Auge betroffen ist, das bis dahin die Ausfälle weitgehend ausgeglichen hatte.
Das Risiko, an AMD zu erkranken, steigt mit dem Alter. Daneben sind auch andere Faktoren wie Rauchen und die Vererbung für die Entstehung einer AMD von Bedeutung. Außerdem trifft es Frauen häufiger als Männer. Da die Behandlungsmöglichkeiten begrenzt sind, sollte jeder ab dem 50. Lebensjahr zur eigenen Sicherheit halbjährlich eine Früherkennungsuntersuchung beim Augenarzt vornehmen lassen. Dieser kann den Augenhintergrund auf Blutungen, Flüssigkeitsansammlungen oder typische Ablagerungen untersuchen.

Mein Sehvermögen wird aufgrund einer feuchten Makuladegeneration zusehends schlechter. Was kann ich tun?

In der Tat ist die feuchte Makuladegeneration meist die gefährlichere Form dieser Krankheit. Sie ist zwar seltener, sie schreitet aber oft sehr rasant voran und kann das Augenlicht innerhalb einiger Monate rauben. Verursacht wird sie durch Blutgefäße, die sich Auge schon weit fortge- in der Makula der Netzhaut plötzlich neu bilden, obwohl sie dort nicht hingehören. Die Makula ist jene Stelle auf der Netzhaut, mit der wir am schärfsten sehen können. Hoffnungen setzt man bei der Therapie der feuchten Makuladegeneration im Augenblick auf neue Medikamente. Lucentis und Macugen sind seit einitgen Monaten auch in Deutschland zugelassen. Diese Medikamente werden in regelmäßigen Abständen in den Glaskörper des Auges gespritzt. Sie stoppen das Fortschreiten der feuchten Makuladegeneration und können sie mitunter sogar bessern. Auf Antrag übernehmen die Krankenkassen die Kosten dieser Therapie.

Kann sich aus einer trockenen Makuladegeneration auch eine feuchte entwickeln?

Das ist durchaus möglich und passiert auch nicht selten. Wenn ein Auge von der Makuladegeneration betroffen ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass irgendwann das zweite Auge ebenfalls erkranken wird. Um solche Veränderungen rechtzeitig zu entdecken, sind deshalb regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt sowie die Selbstkontrolle mit dem Amsler Gitter wichtig.

Mein Arzt hat mir einen Gittertest für die Makuladegeneration mit nach Hause gegeben. Was muss ich als Brillenträgerin dabei beachten?

Der Arnsler-Gitter-Test ist ein Gitternetz mit Längs- und Querlinien auf einem Blatt l'apier. Einmal pro Woche sollte man sich jeweils ein Auge zuhalten und mit dem anderen Auge auf das Gitter schauen. Die Brille dabei aufbehalten! Erscheinen die Linien gewellt anstatt gerade, sollten Sie Ihren Augenarzt aufsuchen.


Was halten Sie von alternativen Methoden wie Akupunktur oder Eigenblutbehandlung bei einer Makuladegeneration?

Die Wirkung dieser alternativen Verfahren ist wissenschaftlich nicht erwiesen.

Beim Grünen Star (Glaukom) verengt sich schleichend und meist völlig schmerzlos dasBlickfeld des betroffenen Menschen immer Mehr. Wenn nicht rechtzeitig etwas dagegen unternommen wird, kann dies zur Erblindung führen. (Foto: dpa)

 

 

 

   

 

 

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